"Solmukohta 2012" – so war’s!

Wow, das ist schnell gegangen. Mit dem Zug von Tampere nach Helsinki, von dort mit dem Shuttlebus zum Kongresshotel Kiljavanranta – und schon sitz ich wieder am Flughafen von Helsinki, und es ist vorbei. Mein Flugzeug startet erst in ein paar Stunden, deshalb bleibt genug Zeit, sich ein paar Gedanken zu machen: Solmukohta 2012 – wie war’s?

 

THE SOLMUKOHTA FLU – MiniLARP

Das Event startete am Donnerstag Abend mit einem würdigen Auftakt – dem Mini-LARP „The Solmukohta Flu“: ein Zombie-Szenario! Die Charakterbriefe wurden verdeckt verteilt, man konnte sich seine Rolle also nicht aussuchen. Und da ich VICTIM war, also Opfer, konnte ich das Spiel nicht als Zombie beginnen – da wär ich fast ausgestiegen, denn Zombie-LARPS aus nicht-Zombie-Perspektive machen mich paranoid! Dafür habe ich zu viele Zombiestreifen gesehen. Naja, gerade, als ich mich mit den andren Nicht-Spielern verziehen wollte, wurde ich umarmt, auf die Schulter geküßt, und ein Mädel strahlte mich an: „Congratulations! Your’re a Solmukohta-zombie now!“ Tja. Infiziert, ehe ich kneifen konnte. Ich war also plötzlich auf der andren Seite des Szenarios – und da ich ein großes Herz für Zombies habe, konnte ich mich gleich auf die Jagd nach Frischfleisch machen. Ich war echt gut!

 

THE HOUR OF THE RANT

Nachdem glücklicherweise ein Sondereinsatzkommando eingefallen war, um allen Zombies den Garaus zu machen, startete das Programm. THE HOUR OF THE RANT war die Gelegenheit, sich vor Publikum so richtig über etwas aufzuregen – musste natürlich mit RPG zu tun haben – und politisch völlig unkorrekt zu schimpfen, zu fluchen und zu beleidigen, je nach Geschmack Spieler, Charaktertypen oder Rollenspielphilosophien. Sehr unterhaltsam!

 

THE SUBSUBCONSCIOUS – mein Vortrag

Mein Programmpunkt war „The Secret Art of Avatar Design“ – eine kleine Lecture & Talk. Ich hatte ein paar Zuhörer, die Technik spielte mit, ich habe mich nicht allzu oft verhaspelt. Alles prima soweit. Allerdings hatte sich ein Bug in meine Folien geschlichen – keine Ahnung, wann und wo das passiert war. Aber statt „the subconscious“ hieß es in meinen Folien durchweg „the subsubconscious“ – das sorgte für ein paar kräftige Lacher. Wir einigten uns darauf, dass es sich beim Unterunterbewussten wohl um eine bisher unbekannte mentale Ebene handelt, die allein für Rollenspielaktivitäten zur Verfügung steht. So ähnlich wie Douglas Adams ‚Improbability Drive‘ – sehr witzig! „The subsubconscious“ wurde zu einem geflügelten Wort, und ich bin verpflichtet worden, nächstes Jahr etwas eingehender davon zu berichten. Mal sehen!

Ansonsten muss man das SOLMUKOHTA-Phänomen wahrscheinlich erlebt haben, um es zu verstehen – es lässt sich nicht so richtig beschreiben. Es ist ein bißchen wie eine Klassenfahrt, ein bißchen wie eine Groß-Con und ein bißchen wie ein Festival, alles voller Leute, die sich ihre Gedanken um alles machen, was mit Rollenspiel zu tun hat. Für einen Vollblut-LARPER in jedem Fall ein Mekka!

Nachtrag 17.04.12: Jans Kommentar hat mich noch an eine wichtige Info erinnert: unter http://www.solmukohta.org werden bald sämtliche Unterlagen der  Programmpunkte veröffentlicht werden. Jeder ist herzlich eingeladen, sich umzuschauen und für sich mitzunehmen, was am meisten interessiert. Die Veranstalter freuen sich über jeden, der dieses Angebot wahrnimmt, also – nur zu!

 

 

Role-Playing in Games Seminar – so war’s!

Vor 3 Stunden ist das „Role-Playing in Games“ Seminar zu Ende gegangen – zwar sehr ehrenvoll, mit einem Gruppenfoto, aber trotzdem: so schnell! Etwa fünfzig Teilnehmer hatten sich eingefunden.

Es gab Vorträge hintereinander weg, jeweils 10 min. Vorstellung eines Papers, anschließend Diskussion. So viele interessante Leute mit so vielen coolen Ideen zu Rollenspielen, auf die ich selber nie gekommen wäre! Zwischendurch Pausen zu Lunch und Kaffee, und das heißt, viel Zeit, sich mit den andren Teilnehmern auszutauschen. Leute aus Rußland, Bulgarien, Polen, USA – so viele tolle Leute und so wenig Zeit 🙂

Für mich selbst war es in jedem Fall ein großer Gewinn, auch, wenn ich von vielen Aspekten, die vorgestellt wurden, einfach nicht genug Ahnung hatte, um sinnvoll zu kommentieren – auch, wenn ich die Paper vorher gelesen hatte. Aber das ist nicht so schlimm – alllein das Austauschen, Zuhören und selbst Vortragen haben mir schon eine Menge gebracht. Umso mehr, als es in Deutschland keine vergleichbaren Veranstaltungen gibt…von daher freue ich mich schon auf’s nächste Mal!

NIRGENDLAND – wie es wurde, was es ist

Das Manuskript von NIRGENDLAND liegt inzwischen beim Verlag. Es wird sicherlich einige Zeit dauern, bis die Durchsicht soweit ist – NIRGENDLAND wird sicherlich doppelt so lang sein wie der ENGELSEHER. Das ist nicht meine Schuld – ich habe einfach umgesetzt, was ich in der Schreibwerkstatt gelernt habe: „Schreib, was du schreiben musst!“ Das hab ich mir zu Herzen genommen 😉

Ich bin gespannt, wie es Anklang findet….Und solange habe ich ja Zeit zu tun, was ich eigentlich schon länger machen wollte, aber irgendwie immer wieder verschoben habe: aufschreiben, wie es überhaupt zu NIRGENDLAND kam. Wie sich die Geschichte entwickelt hat, und was die erste Idee war. Das hole ich jetzt nach.

Angefangen hat alles ziemlich genau vor zehn Jahren – 2001 war ich im Sommerurlaub, und dort hatte ich die Idee zu JURAS LURTH, der phantastischen Welt, in der NIRGENDLAND spielt, und zu dem dazugehörigen Universum, von dem auch der ENGELSEHER heute ein Teil ist. Die allererste Idee, die ich hatte, war, dass es ein Pantheon aus sieben Göttern geben sollte – sieben zumindest aus der Perspektive der menschlichen Völker 😉 Ich schrieb die ersten Ideen, Namen und kosmischen Gesetze in eine rote Kladde, die habe ich auch heute noch. Allerdings benutze ich sie nicht mehr – denn nach und nach kam alles Mögliche dazu , und es wurde zu viel und zu unübersichtlich. Also legte ich ein Textdokument an – und das umfaßt heute annähernd 100 Seiten! Aber es ist noch lange nicht fertig, denn mit jeder Geschichte, die ich schreibe, kommt ein Mosaiksteinchen dazu. Ich notiere alles sehr sorgfältig! Die Logik und Konsequenz einer phantastischen Welt ist mir persönlich sehr wichtig.

So war die Welt also geboren – fehlte noch die Geschichte. Ich habe das Glück, mit einer sehr produktiven und phantasievollen Rollenspielrunde zu spielen, die sich in einer etwas anderen Konstellation schon damals traf. Zu dieser Zeit spielten wir eine epische Kampagne um die Rückkehr eines alten und mächtigen Vampirs – diese Geschichte, noch heute bei einem guten Glas Wein gerne zitiert und als „die Laescar-Kampagne“ in die Annalen unserer Rollenspielchronik eingegangen (sowohl in- wie out-time), entwickelte sich zu einer Art mythologischem Hintergrund für Juras Lurth.

Überall in NIRGENDLAND finden sich Anspielungen darauf – natürlich so verändert dass es zu Juras Lurth passt, und nicht mehr zu der Rollenspielwelt, aus welcher der Stoff ursprünglich stammte. Das hat Juras Lurth sehr viel Farbe und ‚Dichte‘ verliehen – abgesehen davon, dass es eines der großartigsten Abenteuer war, die ich je gespielt habe. So ist also unser Rollenspiel mit in die Geschichte eingeflossen – und wurde zu einer Seiten langen Chronik von Juras Lurth. Das Manuskript zum „Siebten Zeitalter“, unter diesem Namen habe ich die Laescar-Kampagne für meine Welt adaptiert, liegt in meiner Schublade – vielleicht werde ich es eines Tages schreiben. Das wird dann allerdings ein Mehrteiler, glaube ich….