NIRGENDLAND – Endspurt

Vor drei Tagen bin ich mit der Überarbeitung von NIRGENDLAND fertig geworden. Gut – zwei, drei faule Stellen gibt es immer noch, mit denen ich nicht zufrieden bin, aber über diesen Punkt hilft mir hoffentlich die Redaktion meiner Verlegerin hinweg.

Ab Mitte Oktober wird das Manuskript bei ihr in die Bearbeitung gehen, jetzt liegt es nur auf dem Schreibtisch meiner freiwilligen First Readerin, die sich freiwillig mit dem literarischen Rohling befaßt und sich sozusagen als Laborratte bereiterklärt hat. Danke, Mellie! Ohne solche Leute, glaub ich, schafft es kein Projekt bis zur Druckreife….ich hoffe, sie finden nicht zu viele Logikknoten und Stilblüten.

Wenn möglich, veröffentliche ich hier die Top10 der literarischen Unbotmäßigkeiten! Da hat jeder was von. Zumindest zu lachen….

Das Flaschenpost-Prinzip. Heute: Kunst-Wettbewerbe

Es ist jede Menge Arbeit. Es kostet Geld. Es bringt (wahrscheinlich) nichts – aber ich mache trotzdem mit. Was ist es? Die Antwort: Kunstwettbewerbe.

Jede junge Künstlerin und jeder junge Künstler, die oder der seine Arbeit bekannt machen möchte – und das will schließlich so ziemlich JEDER, und zwar möglichst erfolgreich – kommt da nicht drum herum, egal, ob man Ausstellungen hatte oder hat oder eben nicht. Der Mechanismus dahinter ist ebenso einfach wie trivial: Man nimmt nicht teil, um zu gewinnen, sondern, um GESEHEN zu werden. Denn in diesen Jurys sitzen IMMER irgendwelche Leute, die den eigenen künstlerischen Mentor um dreiundvierzig Ecken herum irgendwann irgendwie irgendwo schon einmal getroffen haben, oder zumindest seinen Namen kennen, oder ihm noch etwas schuldig sind, oder was auch immer (ihm eine reinwürgen wollen ist natürlich auch möglich, aber natürlich eher ungünstig…)

Ich nenne das das FLASCHENPOST-PRINZIP – man kennt die Strömungen im sozialen Beziehungsnetzwerk nicht, aber irgendwo kommt es immer irgendwie mal an. Garantiert. Irgendwer findet es früher oder später, oder erinnert sich bei Gelegenheit daran. Oder leitet die Unterlagen weiter an jemanden, der damit etwas anfangen könnte. Ohne, dass man selbst davon erfährt. Aber womöglich hört man irgendwann dann was von jemandem.

Das ist der tiefere Sinn hinter Kunstwettbewerben. Und deshalb drucke ich mir auch gerade den fünften Stapel Unterlagen aus, sortiere, kopiere, „paste“, klebe Briefmarken drauf, suche Bilder zusammen, entscheide mich fünfundzwanzig Mal um, verknote mir das Gehirn, um irgendwelche unglaublich tiefsinnigen Sätze zu meinen Arbeiten zu formulieren, um dann irgendwann, wenn ich wirklich TOTAL gestreßt bin, zu der Erleuchtung zu gelangen: völlig egal. Hauptsache, du schickst IRGENDWAS hin. Ob’s dann gefällt oder nicht und einen Preis bekommt – total wurscht. Und deine Werkerläuterungen liest wahrscheinlich sowieso kein Sch****, also kannst du’s dir auch sparen – wo man sowieso immer wieder hört, das sei unprofessionell. Mit den Worten meines Profs: „Die sollen sich ihre Gedanken selber machen. Dafür werden die schließlich bezahlt.“

Alles klar. Nehm ich Sie mal beim Wort. Also – Umschlag zugeklebt, und weg damit. Auf Nimmerwiedersehen. Vielleicht aber auch nicht….vielleicht ist es diesmal „Auf Wiederhören“. Ich glaube feste dran. Das Flaschenpost-Prinzip wird funktionieren.

NIRGENDLAND – under construction!

Seit einer Woche bin ich jetzt dabei – ich habe mit der Überarbeitung von NIRGENDLAND begonnen.Der Tunnelblick ist (hoffentlich) soweit abgeschaltet, dafür treten Zusammenhänge klarer hervor, der Text gliedert sich von selbst in Rahmen- und Binnenhandlungen, einzelne Erzählstränge werden deutlicher. Klingt soweit gut. Das heißt aber eigentlich: nochmal ein Haufen Arbeit!

Den Text an sich glätten, Fehlerjagd betreiben, Logik-Knoten aufdröseln, Handlungsfäden noch enger verknüpfen, Motive untereinander verbinden und verstärken, nebenbei auf Rechtschreibung und überzählige Leerzeichen achten – und dabei merken, wie der Text immer runder und in sich geschlossener wird. Welche Textstellen gelungen sind. Was funktioniert. ODER eben: NICHT funktioniert, und warum (das ist zumindest der Plan). Dreißig Seiten habe ich mir für jeden Tag vorgenommen – das klingt nicht viel, ist es aber. Mitte/Ende September möcht ich fertig sein, dann geht es in die Redaktion – ich werde es dann sicherlich noch einmal zurückbekommen, denn einige Stellen werde ich noch nicht fertig ausarbeiten können – weil ich mir nicht sicher bin, ob dort im Text dann noch eine Vertiefung nötig wäre, eine Änderung oder eine alternative Handlungsentwicklung. Für sowas hat man die hilfreiche Verlegerin 🙂 In meinem Falle ist sie sogar SEHR hilfreich. Keine Frage, die man nicht stellen darf, keine hunderttausendste Änderung, die nicht abgesegnet wird, und immer mit Rat und Tat dabei. Das ist unglaublich luxuriös – und ich bin ziemlich sicher, dass mir das kein Großverlag bieten könnte, wo die Zeit knapp und die Publikationspläne für Jahre im Voraus wöchtentlich getaktet sind.

Gute sieben Stunden sitze ich jetzt also täglich daran, wenn alles glatt geht. Und das geht es eben nicht immer. Man merkt nämlich vor allen Dingen, wo man geschummelt hat. Leider ist es wirklich so: Was einem bisher nicht eingefallen ist, ist auch jetzt nicht wie durch Zauberhand plötzlich da. Ich merke und sitze an den gleichen Stellen, an denen ich vorher schon herumgeschraubt habe, und schraube immer noch. Naja – da muß man wohl durch. Wenn’s hilft….muss man eben doch stupide „plotten“ und einfach die Fäden so verstricken, dass sie möglichst viel Sinn ergeben. Na dann…